Warum ein duales, deutsch-französisches Studium der Rechtswissenschaften eine durchaus sinnvolle Alternative zum regulären Jurastudium darstellen kann
Wenn man sich das Angebot der einzelnen Universitäten genauer betrachtet, so fällt einem doch die zunehmende Anzahl von international ausgerichteten Studiengängen auf. Auch die Rechtswissenschaft, traditionell eine sehr national geprägte Materie, macht vor diesem Trend der Internationalisierung nicht halt. Schaut man sich die großen Fakultäten in Frankreich an, so gibt es allein in Paris mehrere Möglichkeiten sein Jurastudium international zu gestalten.
Ich persönlich habe mich vor 4 Jahren für ein duales Studium der Rechtswissenschaft der Universitäten Köln und Paris I (Panthéon-Sorbonne) entschieden. Dieses Programm gehört mit zu den ältesten „dualen“ Studiengängen, in diesem Jahr fängt gerade der 24. Jahrgang in Köln mit dem Studium an.
Kurz zum Aufbau des Programmes : das Studium dauert insgesamt vier Jahre, zwei davon verbringen die insgesamt 60 Studenten zusammen an der Universität zu Köln in Deutschland und die zwei letzten Jahre müssen in Paris absolviert werden. Die Besonderheit des Programmes ist dabei dass es sich um ein sog. „vollintegriertes Studium“ handelt d.h. die Studierenden besuchen keine speziellen Erasmus Kurse sondern ganz normale Vorlesungen an den beiden Unis zusammen mit allen anderen Studenten. Am Ende dieser vierjährigen Laufbahn, die den Studierenden eine komplette Ausbildung sowohl im deutschen als auch im französischen Recht anbietet, hat jeder Student die Möglichkeit sein Studium sowohl in Deutschland (Staatsexamen) als auch in Frankreich respektive Luxemburg mit einem Master 2 oder dem CCDL (Cour complémentaire en droit luxembourgeois) fortzusetzen.
Die Bewerbung kann sowohl über die französische Seite über die Universität Paris I erfolgen als auch über die deutsche Seite über die Universität zu Köln. Ich persönlich habe den Weg gewählt mich über die deutsche Seite einzuschreiben. Geeignete Kandidaten werden nach einer Prüfung der Unterlagen zu einem Französischtest nach Köln eingeladen, welcher jedoch für einen Luxemburger in der Regel locker zu meistern sein sollte. Nach erfolgreicher Zulassung fangen alle Studenten des Programmes, also 30 von deutscher und 30 von französischer Seite, zusammen in Köln an und gehen auch am Ende des ersten Abschnittes gemeinsam nach Paris. Das einzigartige an diesem Studiengang ist meiner Erfahrung nach der Zusammenhalt unter den Studenten, in kleinen Gruppen ist eine viel individuellere Betreuung der Studierenden möglich.
Dieses Programm hat mir die Möglichkeit gegeben in vier Jahren zwei wundervolle, wenn auch teilweise grundverschiedene, Städte und Rechtssysteme kennen zu lernen. Man lernt überaus schnell sich an neue Situation anzupassen, was später auch im Berufsleben von großem Vorteil sein kann. In Paris hatten wir unsere Kurse zusammen mit den anderen internationalen Studiengängen, neben Köln bietet Paris I auch noch Kooperationen mit Universitäten in Madrid, Florenz und London an.
Rückblickend kann ich nur jedem raten sich diese internationalen Programme mal näher anzuschauen, die meisten von diesen Programmen sind keineswegs nur auf internationales Recht ausgerichtet. Ich persönlich habe mich entschieden nach diesem Programm einen Master 2 in Immobilienrecht zu machen, in meinem Jahrgang waren sehr unterschiedliche Profile vertreten, vom reinen Privatrecht bis hin zum internationalem Recht war alles dabei. Traditionell hat das Programm seinen Schwerpunkt im internationalen Wirtschaftsrecht, durch die hervorragende internationale Vernetzung wird das Programm gerade für jene Studenten besonders attraktiv, die später eine Karriere in den europäischen Institutionen anstreben.
Ich persönlich würde mich immer wieder für einen solchen dualen Studiengang entscheiden, ich habe unheimlich viele positive Erfahrungen gemacht die mir ein reguläres Jurastudium in Frankreich wahrscheinlich nicht ermöglicht hätte. In diesen Programmen versammelt sich ein bunter Haufen unterschiedlichster Kulturen und Persönlichkeiten, ich fand es unglaublich bereichernd auch mal über den Tellerrand des französischen Rechtssystems schauen zu können und dabei jede menge toller Leute kennen zu lernen. Ein kleiner Nachteil könnte einzig der erhöhte Arbeitsaufwand gegenüber einem normalen Jurastudium sein, besonders der Einstieg in das Paris Unisystem war für die meisten von uns alles andere als entspannt. Allerdings darf man nie vergessen dass man am Ende dieses Programmes auch zwei Diplome bekommt, dafür lohnt sich meines Erachtens auch der etwas höhere Arbeitsaufwand. Am Ende bleibt immer noch genug Freizeit um in vollen Zügen von diesen zwei enorm abwechslungsreichen Städten zu profitieren, was ich jeden der sich für ein solches Programm entscheidet auch nur anraten kann.
P.E.